T.H.O.R.N. Consortium / THORN

Während die Geschichte des THORN-Konsortiums noch relativ jung ist, sind die Hintergründe über die Gründungsmitglieder interessant und teils öffentlich bekannt. Die Gründungsmitglieder und aktuelle Führungsebene von THORN sind Sedrick Harkov, Konrad Artel und Cliona Haskins. Während Harkov und Artel durch ihren Militärdienst und die damit verbundenen späteren Vergehen zu teilweise zweifelhaftem Ruhm gelangt sind, ist über Ms. Haskins deutlich weniger bekannt. Der Grundstein für die Unternehmung wurde vermutlich dadurch gelegt, dass sich Harkov und Artel gegenseitig das Leben gerettet haben. Haskins spielt kurz vor Gründung von THORN ihre Rolle. Doch fangen wir von vorne an.

Sowohl Artel als auch Harkov kommen aus einfachen Verhältnissen, wobei über Artels Familie keine Angaben zu finden sind. Er ist ein Kind der Straße und wurde erstmals 2922 in einem Bericht erwähnt, der darauf hinweist, dass er in die damaligen SynthWorld-Unruhen in Berlin verwickelt war. Über das Gnade-vor-Recht Programm trat er mit 19 Jahren dem Militär bei und wurde nach einigen Auffälligkeiten nach McArthur versetzt. Trotz der anhaltenden Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten trat er eine Laufbahn als Taktikoffizier an. Zu dieser Zeit traf er vermutlich das erste Mal auf Sedrick Harkov, mit dem ihn später viel verbinden sollte. Harkov hatte einen gänzlich anderen Werdegang hinter sich, auch wenn ihm der Respekt vor Vorgesetzten ähnlich behinderte wie Artel. Harkov trat, anders als Artel, dem Militär nicht aus Zwang bei, sondern vielmehr aus Hass. Seine Eltern hatten Anstellungen auf AX-6793, einem rohstoffeichen Planetoiden angenommen, der im Jahr 2923 von Vanduulkräften ausgelöscht wurde. Harkov befand sich unter den wenigen Überlebenden.
2924 wurde er als frisch gebackener Rekrut ebenfalls nach McArthur versetzt und trat nach Ausbildungsabschluss seinen Dienst als Jagdpilot auf der UES Intrepid an.

So wie Harkov war auch Artel am 23. November 2929 auf der UES Intrepid stationiert, als sie mit dem Ausbildungsgeschwader HERION-1 nahe Bremen in einen Hinterhalt der Vanduul geriet. Die anfangs schwachen Verbände lockten die Schiffe in einen Kampf, zu dem aber zusätzliche Vanduulschiffe hinzustießen. Die Falle schnappte zu und das zweite Trägerschiff, die UES Stallion, sowie beide Begleitversorger wurden in den Kämpfen zerstört. Die UES Intrepid entkam zunächst, um dann aber erneut unter Feuer zu geraten. Die Aufzeichnungen, die aus dem Wrack geborgen werden konnten, belegen, dass Artel eine handreifliche Auseinandersetzung mit seinem kommandierenden Offizier hatte. Artel hatte die Falle erwartet und zum Rückzug gedrängt. Als er der Brücke verwiesen werden sollte schlug er den Kommandanten nieder und floh. Eine Verfolgung wurde durch die einsetzenden Kämpfe eingestellt. Artel bestieg einen der Ausbildungsjäger, eine AS-1 Cutlass, und konnte elf Menschen vor dem Eintreffen der zweiten Vanduulwelle in Sicherheit bringen. Unter ihnen befand sich auch Harkov, der nach dem Rückzug sein Schiff bei einem Treffer in die Hangarbucht verloren hatte und dabei verletzt worden war. Nachdem Artel die Überlebenden auf Stanton III abgesetzt hatte, trennten sich die Wege der beiden Soldaten für eine lange Zeit.

Während Artel verschwand und in Abwesenheit verurteilt wurde, erreichten die von ihm geretteten Überlebenden eine Teilbegnadigung vor dem Militärgericht und konnten so verhindern, dass er zur offiziellen Fahndung durch das Militär ausgeschrieben wurde. Harkov wurde nach seiner Genesung als Staffelkommandant auf einen Träger der Bengal Klasse, die UES Saratoga, versetzt. Hier fand seine militärische Karriere im August 2931 ein Ende, als ein Transportverband der Vanduul aufgespürt und angegriffen wurde. Harkov widersetzte sich dem Rückzugsbefehl, der dazu dienen sollte, die Hauptflotte der Vanduul ausfindig zu machen. Seine Staffel zerstörte eigenmächtig die zwei verbliebenen Transporter und deren Jägereskorte. Von Harkovs Staffel kehrten allerdings nur er und sein Flügelmann lebend zur UES Saratoga zurück. Als Reaktion auf diesen Verstoß degradierte ihn ein Tribunal und versetze ihn auf einen unbedeutenden Wachposten in der Nähe der Perry-Linie. Harkov, verbittert über dieses Urteil und den Verlust seiner Piloten, verließ aus freien Stücken den Militärdienst. Das Ende des Jahres 2931 markierte gleichzeitig das Ende seiner Karriere.

Von da an tauchte Harkovs Name nur noch in unregelmäßigen Abständen im Netz auf. Er verdingte sich als Freiberufler für beinahe jeden Auftrag und vor allem sein Ruf als Jagdpilot führte in relativ kurzer Zeit zu gut bezahlten Aufträgen. Dabei geben Quellen widersprüchliche Anhaltspunkte, ob er sich dabei Grenzen auferlegte. Fakt ist, dass er Mitte des Jahres 2935 wieder in den offiziellen Aufzeichnungen auftauchte, nachdem er eine AS-1 Cutlass erworben hatte. Aus dieser Zeit gibt es regelmäßige Berichte über die Schiffseinsätze und seinen Piloten. Es ist davon auszugehen, dass er ab diesem Zeitpunkt losen Kontakt zu Ms. Haskins hatte. Der Name wird nie offiziell erwähnt, jedoch haben Augenzeugen mehrmals die Anwesenheit einer Unbekannten in seiner Nähe erwähnt. Die markanten Allüren dieser Frau waren ihre Stimmungswechsel und das kunstvoll frisierte Haar. Als Markenzeichen wurden diese Eigenschaften in den Kreisen der unabhängigen Händler bekannt, weil sie bei einem Geschäftsabschluss einem Wachmann der Gegenseite den Arm aus dem Gelenk drehte, nachdem er ihr in einer lockeren Runde durchs Haar hatte fahren wollen. Da auch Ms. Haskins über vergleichbare Eigenheiten verfügt, kann spekuliert werden, dass sie diese Begleiterin war. Haskins Familie schweigt zu ihrer Person und neben nahezu nichtssagenden Pressemitteillungen verweisen nur wenige Einträgen in der Konzerndatenbank ihrer Familie auf sie. Auch scheint sie ein Talent zu besitzen, ihren Namen aus dem Netz sowie Aufzeichnungen möglichst herauszuhalten.

Dem aufmerksamen Informationssammler bietet sich dabei ein recht widersprüchliches Bild der jungen Frau. Demnach war ihr eine steile Karriere innerhalb des Familienunternehmens auf Stanton IV vorgezeichnet. In jungen Jahren an die Freiheit gefühlt unbegrenzter finanzieller Mittel gewohnt, protestierte ihr rebellisches Wesen zunehmend gegen die strenger werdenden Familienanforderungen. Die Ausbildung auf der Eliteuniversität auf Terra brach sie eigenständig ab und zog sich somit den Zorn der Familie zu. Nach ihrer Rückkehr nach Crusader verlieren sich die offiziellen Aufzeichnungen. Scheinbar hatte Ms. Haskins es vorgezogen, ihre Kontakte und einen Teil des beträchtlichen Familienvermögens dazu zu nutzen, in einer der privaten Milizen, die die Sicherheit in Stanton aufrechterhalten, eine Pilotenausbildung abzuschließen. Der letzte offizielle Eintrag vom 19.08.2031 belegt, dass sie eine Origin 300i mit der Kreditkarte ihrer Mutter – ihre eigenen Konten waren bereits gesperrt – erworben hat. Danach verliert sich ihre Spur nahezu vollständig. Völlig abgeschnitten von ihrem alten Leben und dem damit verbundenen Wohlstand nutzte sie nun jede erdenkliche Möglichkeit, um zunächst ihr Überleben zu sichern und anschließend einen eigenen Besitz aufzubauen. Einhellig weisen verschiedene Quellen darauf hin, dass sie niemals Liquidierungsaufträge, Sabotageakte oder ähnliches annahm. Allerdings gibt es zahlreiche Auskünfte darüber, dass sie von Kuriermissionen, über Wirtschaftsspionage bis hin zu offenen Kampfeinsätzen nahezu alles abdeckte und sich als vielseitige Problemlöserin etablierte. Dabei schien die Seite nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Mit der Zeit hatte sie sich in den entsprechenden Kreisen so einen Namen gemacht und konnte immer öfter ihr Geld auf völlig legale Weise verdienen.

Doch das Leben aller drei erfuhr nur wenige Jahre später eine abrupte Wende. In den Unterlagen lokaler Behörden existiert mit Sicherheit ein langes Aktenzeichen dazu, doch inoffiziell ist das, was am 03.10.2935 geschah, weithin als der Hadrianvorfall bekannt.

In den Reihen der Schiffe, die die Grenze zum Xi’An Territorium in Hadrian überqueren wollten, wartete an diesem Tag auch eine MISC Hull-C mit offizieller Kennung. Jedoch wurde das Schiff von Polizeieinheiten aufgefordert, die Reihen zu verlassen und zur Untersuchung auf Hadrian II zu landen. Die Reaktion war das Auslösen eines EMP-Impulses, der die Systeme der näheren Schiffe deaktivierte oder gar zerstörte. Das Schiff setzte Kurs und verließ den durch Bojen markierten Sicherheitsbereich. Kurzzeitig nahmen die Sicherheitskräfte die Verfolgung auf. Als jedoch die Gefahr zu groß wurde, in diesem Raumgebiet auf alte Anti-Schiffsminen aus den vergangenen Kriegen zu treffen, wurde die Verfolgung eingestellt. Schiffsscans und Sensorbojen zeichneten mehrere Explosionen im Fluchtvektor auf. Nachdem Wochen später das driftende Wrack durch ein Bergungsunternehmen gefunden wurde, wurde Artel für tot erklärt. Das Cockpit des Schiffs war völlig zerstört und es wurde ausgeschlossen, dass der Pilot die Explosion hätte überleben können. Tatsächlich war Artel der Pilot des Frachters gewesen und anonym an die Behörden verraten worden. Das Schiff hatte, so der Informant, große Mengen Schwarzmarktgüter geladen. Wie sich Jahre später herausstellen sollte, war dies eine bewusste Fehlinformation, um Mr. Artel aus dem Verkehr zu ziehen.

Die Quellenlage um das Trio sind ab diesem Punkt wiederum sehr detailiert, denn drei Jahre später sollten sie alle in einem spektakulären Prozess gegen den Syndikatsführer Ferris Rilen als Hauptzeugen aussagen.

Harkov hatte bereits viele Aufträge mit seinem neuen und stark modifizierten Schiff gemeistert und sein Ruf als Jagdpilot eilte ihm immer noch voraus, als er einen Kopfgeldauftrag von Hurston Dynamics annahm. Es verhieß sowohl gutes Geld als auch einen interessanten Job, wenn eines der größten Unternehmen im UEE Territorium jemanden zur Fahndung ausschrieb. Da Hurston Dynamics buchstäblich zum Besitz von Stanton II zählte, war für ihn klar, dass er Cliona Haskins bei dieser Mission dabei haben wollte. Zusammen sammelten sie in Stanton Informationen und begaben sich schließlich ins Hadrian System. Da ihre Informanten ebenfalls einen Hull-C Transporter als mögliches Ziel genannt hatten, verfolgten sie den kurzen Kampf vor den Sicherheitskontrollen natürlich mit großem Interesse. Als die Sicherheitskräfte die Verfolgung einstellten, zogen sie sich vorerst in Richtung Planetenoberfläche zurück, nur um kurz darauf ebenfalls in den verminten Raum vorzudringen. Die Sensoren der Cutlass waren dem Standard weit überlegen und es ihnen somit möglich, beinahe gefahrlos durch die gesperrten Bereiche zu fliegen. Nach wenigen Stunden fanden sie den stark beschädigten Frachter, der jedoch nicht in dem Zustand war, in den ihn die Bergungsmannschaft später finden sollte. Da noch Atmosphäre im Schiff bestand, machten sich beide klar zum Entern. Harkovs Überraschung hätte nicht größer sein können, als er hinter dem Namen, der ihm genannt worden war, seinen Lebensretter wiedererkannte. Bei allem Profit – das war es ihm nicht wert. Harkov und Haskins beschlossen, Artel aus dem System zu schaffen und damit die Schuld zu begleichen. Haskins sprengte das Cockpit und sie konnten das System ohne Zwischenfälle verlassen. Noch während des Fluges gab Artel all seine Informationen preis, um die beiden für sich und seinen Plan zu gewinnen. Er war sich ziemlich sicher, dass Ferris Rilen ihn an die Behörden verraten hatte und wollte sich rächen. Tatsächlich hatte er lange Zeit für den Mann gearbeitet, so wie auch Ms. Haskins und beiden war er in keiner guten Erinnerung geblieben. In einem penibel geplanten Ablauf verschafften sich Harkov und Haskins Zugang zur Organisation und konnten schließlich drei Jahre nach dem Verrat im Jahr 2938 Rilen und eine kleine Begleittruppe auf einem Flug isolieren und ausschalten. Rilen konnten sie lebend fassen und standen nun vor der Frage, was den größeren Profit bringen würde. Haskins wollte ihn ohne Umschweife einem Rivalen gegen ein Kopfgeld ausliefern. Ihre Abscheu saß tiefer, als ihre Partner zu dem Zeitpunkt ahnten. Doch schließlich einigten sie sich auf einen anderen Plan. Die Vorteile ihrer Zusammenarbeit und das jeweilige Geschick des einzelnen hatten ihnen geholfen, diesen durchaus riskanten Job zu Ende zu bringen und so beschlossen sie in Zukunft fest zu kooperieren. So übergaben sie Rilen und unzählige Informationen der Jurisdiktion auf Terra – unter der Bedingung einer Begnadigung Artels und dem Freispruch von Haskins und Harkov für die Hilfe bei Artels Flucht aus Hadrian. Wie wichtig Rilen den Behörden war, erkannten die drei erst, als ihnen weiterhin zugesprochen wurde, ihre Auslagen aus dem beschlagnahmten Gütern und Finanzen zu decken. Und dies taten sie durchaus großzügig. Während Ms. Haskins große Teile der Finanzen und Anlagen für sich sichern konnte, hatten es Artel und Harkov eher auf Schiffe und Logistik abgesehen. So wechselten ein MISC Starfarer und eine Origin 315p, das Privatschiff von Mr. Rilen, den Besitzer. Unklar bleibt, ob die drei weitere Teile der Organisation an sich reißen konnten. Der schnelle Aufstieg und die Verpflichtung eines Dutzend Piloten wenige Zeit später ließ die Vermutung aufkommen, dass sie nicht nur die offiziellen Belohnungen eingestrichen hatten. Den Behörden war eine Untersuchung aber offensichtlich zu aufwendig, zumal es sich nicht um Regierungseigentum handelte. Somit waren alle drei im Juli 2938 offiziell freie Bürger.

Mit diesen Grundrechten und ihrem neuen Kapital im Rücken beschlossen sie, ihre geplante Zusammenarbeit offiziell zu machen und gründeten drei Monate später das THORN-Konsortium überraschend abgelegen auf Centauri II. THORN ist wohl einer der Gründe, warum auf dem Planeten überhaupt noch Landezonen betrieben werden. Offiziellen Unterlagen nach sind Schiffe mit THORN-Kennung in buchstäblich allen Teilen des bekannten Universums anzutreffen. Die Handels- und Erkundungsschiffe unterstehen dabei direkt Konrad Artel, während Sedrick Harkov die firmeneigenen Kampfschiffe führt. Die „THORN Guards“ sind gern gesehene Eskortpiloten und haben sich schnell einen Ruf auf beiden Seiten des Gesetzes gemacht. Cliona Haskins scheint bei allem etwas aus dem Hintergrund zu agieren. Sie besitzt unzählige Kontakte auf dutzenden von Planeten und wird als so etwas wie der Geheimdienst des kleinen Unternehmens angesehen.

THORN, Ihr Auftrag – unsere Schiffe.